Man könnte meinen, Mode und Nachhaltigkeit währen zwei grundverschiedene Dinge, die sich in ihrem Wesen generell unterscheiden und nur schwer miteinander vereinbar sind. Mode an sich hatte beispielsweise seit jeher einen sehr oberflächlichen und schnelllebigen Charakter. Sie ist schick, teilweise praktisch und vermag ihren Trägern Anmut, Sexyness und Attraktivität zu verleihen. Dem Begriff der Nachhaltigkeit hingegen haftet im Prinzip eine gewisse Ernsthaftigkeit und Verantwortung an. In einem System, das nicht auf Nachhaltigkeit ausgelegt ist, bedeutet sie vor allem mehr Arbeit.
Doch in Wahrheit ist es jedoch genau das Gegenteil. Mode ohne Nachhaltigkeit ist entweder wertloser Plunder oder ein unzeitgemäßer Kompromiss. Nachhaltigkeit allein ist nichts anderes als eine Art Veredlungswerkzeug, das erst durch den Einsatz im jeweiligen Kontext seine Wirkung entfaltet. Mit anderen Worten, die Mode von heute wird erst durch die Kombination mit Nachhaltigkeit zu einer tragbaren Mode, die es verdient hat, wertgeschätzt zu werden.
Nachhaltige Mode ist eine Verpflichtung, der man sich nicht mehr entziehen kann. Die Modeindustrie ist nach wie vor der zweitgrößte Umweltverschmutzer unter allen Industriezweigen auf diesem Planeten. Und innerhalb der letzten 20 Jahre hat sich die Textilproduktion mehr als verdoppelt. Dabei hat der Großteil der Konsumenten mehr Kleider als eigentlich nötig und wirft auch viel weg.
Der geplanten Obsoleszenz zur Erhöhung des Absatzes und der Gewinnmaximierung muss man durch Gesetze Einhalt gebieten. Es ist doch pure Ironie, dass Kleidung so billig auf Kosten der Produzenten und der Umwelt hergestellt wird, dass man als durchschnittlicher Konsument nur schwer widerstehen kann, während man auf der anderen Seite nachhaltige Kleidung gezielt suchen muss. Eigentlich sollte es genau umgekehrt sein. Man müsste Hersteller von nicht-nachhaltigen Produkten Strafgebühren auferlegen, damit die Herstellung von moralisch und ethisch unzumutbaren Artikeln wirtschaftlich unattraktiv wird.